Ab dem 1. Juli 2014 gibt es die sogenannte Mütterrente. Diese soll eine bisherige Ungerechtigkeit ausgleichen: Ältere Mütter (und natürlich auch Väter), die Kinder vor 1992 geboren haben, erhielten im Gegensatz zu jüngeren Eltern bisher nur einen statt drei Rentenpunkte für die Zeit, in der sie wegen der Kindererziehung nicht arbeiten konnten. Mit der Mütterrente bekommen sie nun einen weiteren Rentenpunkt, also insgesamt zwei. Doch belastet die Gesetzesänderung die Rentenkasse nicht zu stark? Und wer muss das am Ende bezahlen?
Wieso bekommt man Rentenpunkte, wenn man Kinder hat?
Wenn beispielsweise eine junge Mutter in den ersten Monaten nach der Geburt zu Hause bleibt, kann sie nicht arbeiten. Dadurch zahlt sie natürlich auch kein Geld in die Rentenkasse ein. Doch wer in Deutschland Kinder bekommt, soll später im Alter keine Nachteile daraus haben. Daher wurde einmal entschieden: Mütter und Väter, die sich der Kindererziehung widmen, sollen für diese Zeit zusätzliche Rentenpunkte erhalten. Das hat die Regierung schon 1986 festgelegt.
Was sind Rentenpunkte?
Rentenpunkte heißen eigentlich Entgeltpunkte. Sie werden als Werteinheit benutzt, um die Höhe der Rente festzulegen, die man später einmal erhält. Einen Rentenpunkt erhältst du, wenn du über einen bestimmten Zeitraum arbeitest und dadurch in die Rentenkasse einzahlst. Aber auch andere Dinge können dir Rentenpunkte bringen, um Nachteile auszugleichen: zum Beispiel längere Krankheit oder eben die Geburt eines Kindes. Wie viel Geld dir deine Rentenpunkte später einmal bringen, hängt dann davon ab, wie hoch der Bruttodurchschnittslohn zum Zeitpunkt der Auszahlung ist. So passt sich deine Rente an die aktuelle Wirtschaft und die Inflation an.
Doch damals wurde etwas ausgemacht, was vielen Deutschen ungerecht vorkommt: Für Kinder, die ab 1992 geboren wurden, gab es drei Jahre Erziehungszeit und einen Rentenpunkt pro Jahr, also drei Rentenpunkte. Für Kinder, die vorher zur Welt gekommen sind, gab es damals aber nur ein Jahr Erziehungszeit – und damit auch nur einen Rentenpunkt. Doch gerade ältere Mütter sind oft von Altersarmut bedroht. Daher wird zum 1. Juli 2014 die Rentenerhöhung für ältere Mütter eingeführt, die sogenannte Mütterrente.
Was ist die Mütterrente?
Die Mütterrente ist im eigentlichen Sinne keine eigene Form der Rentenzahlung. Damit ist vielmehr eine bessere Anerkennung der sogenannten Erziehungszeiten gemeint. Mit ihr gibt es für Kinder, die vor 1992 geboren sind, nun 24 Monate Erziehungszeit – also zwei Rentenpunkte. So erhöht sich die Rente sowohl für die Frauen und Männer, die bereits Rente erhalten, als auch für Eltern, die erst noch in Rente gehen werden. Denn entgegen ihrer umgangssprachlichen Bezeichnung kann die Mütterrente auch für Väter gelten. Das hängt davon ab, ob man nach der Geburt eines Kindes eine Zeit lang zu Hause geblieben ist oder nicht.
Wie wirkt sich die Mütterrente auf die tatsächliche Rente aus?
Ein Rentenpunkt bringt aktuell monatlich etwa 25,74 € für Rentner aus den neuen Bundesländern (Ost). Wer in den alten Bundesländern (West) wohnt, bekommt monatlich pro Rentenpunkt etwa 28,14 €. Bekommt eine Frau aus den alten Bundesländern, die drei Kinder vor 1992 zur Welt gebracht hat, nun einen Rentenpunkt mehr pro Kind, erhält sie durch die Mütterrente über 1.000 Euro mehr Rente im Jahr. Für eine Mutter aus den neuen Bundesländern mit ebenso vielen Kindern ergibt sich eine Rentenerhöhung von mehr als 950 Euro pro Jahr.
Unsere Beispielrechnungen zeigen, wie die Renten durch die weiteren Rentenpunkte angepasst werden (Stand Mai 2014). Wenn in Zukunft der Wert eines Rentenpunktes erhöht wird, um sich an die Inflation anzupassen, steigt entsprechend auch der Rentenvorteil durch die Mütterrente.
Zusätzliche Rente in den alten Bundesländern (West)
Kinder (vor 1991 geboren) | Monatliche Rente durch Erziehungszeit bisher | Monatliche Rente durch Erziehungszeit erhöht |
---|---|---|
1 | 28,14 € | 56,28 € |
2 | 56,28 € | 112,56 € |
3 | 84,42 € | 168,84 |
4 | 112,56 € | 225,12 € |
Zusätzliche Rente in den neuen Bundesländern (Ost)
Kinder (vor 1991 geboren) | Monatliche Rente durch Erziehungszeit bisher | Monatliche Rente durch Erziehungszeit erhöht |
---|---|---|
1 | 25,74 | 51,48 |
2 | 51,48 | 102,96 |
3 | 77,22 | 154,44 |
4 | 102,86 | 205,92 |
Kritik an der Mütterrente
Es gibt allerdings auch sehr viel Kritik an der Mütterrente. Zum einen kommt die Rentenerhöhung gerade den Frauen nicht zugute, die besonders darauf angewiesen wären. Denn eigentlich sollte die Mütterrente gegen Altersarmut helfen und den Frauen einen Vorteil bringen, die auf die Grundsicherung angewiesen sind. Doch mehr Geld über die Mütterrente gibt es nur dann, wenn man durch seine Rente über dem Grundsicherungsniveau liegt. Das betrifft aber viele Rentnerinnen nicht. Sie erhalten so wenig Rente, dass der Betrag auch mit Mütterrente unter der Grundsicherung liegt. Und dann bleibt der Betrag, den man monatlich erhält, weiterhin gleich.
Zum anderen entstehen durch die Mütterrente erhebliche Kosten. Experten gehen von etwa 6,7 Milliarden Euro an Mehrkosten aus – pro Jahr. Diese werden von jungen Menschen wie dir getragen, die jetzt Beiträge in die Rentenkasse einzahlen. Es ist daher kaum verwunderlich, dass insbesondere junge Berufstätige und Berufsanfänger der Gesetzesänderung skeptisch gegenüberstehen. Zwar erhalten die Mütter dieser jungen Generation nun mehr Rente – diese Rentenerhöhung könnte aber lang- und mittelfristig dazu führen, dass die Beitragszahler höhere Beiträge zahlen müssen. Und auch ihre eigene spätere Rente könnte sich dadurch verringern.
Was hast du von der Mütterrente?
Du wirst also von der Mütterrente nicht profitieren können. Wenn du als Mutter oder Vater heute Zeit für die Kindererziehung aufbringst, so kannst du dir so oder so bis zu 36 Monate pro Kind als Erziehungszeit anerkennen lassen. Allerdings könnte die Mütterrente negative Auswirkungen haben. Denn in der Rentenkasse gibt es jetzt noch einige Reserven. Diese werden durch Maßnahmen wie die Mütterrente aber nach und nach aufgebraucht. Die Folge: höhere Versicherungsbeiträge und niedrigere Renten.
Andererseits werden durch die Mütterrente mehr ältere Frauen finanziell unabhängig im Alter bleiben. Da nicht selten die Kinder ihre Eltern im Alter finanziell unterstützen, kann dies wiederum einen positiven Effekt haben. Und ein Stück Gerechtigkeit ist mit der Gesetzesänderung auch hergestellt. Denn schließlich erhielt die Mutter eines Kindes, das im Dezember 1991 geboren wurde, bisher rund 340 Euro weniger Rente als eine Frau, deren Kind nur einen Monat später zur Welt kam. Dieser Unterschied hat sich nun halbiert.